Elegant
Zehn Jahre zu früh
Zwischen Entweder und Oder
Michael, Rainer und Hansi waren der Meinung, es wäre jetzt an der Zeit, das Konzept zu ändern, konsequent zu sein und mit englischen Texten weiterzumachen, während Wolfgang anderer Ansicht war. Er wollte weitermachen wie bisher. Der Elegant - Drummer war fest davon überzeugt, dass es die Band auch mit deutschen Texten schaffen konnte. Er war nicht bereit, Abstriche zu machen. Wolfgang war keinem der Argumente wirklich zugänglich. Er hatte in Elegant seine musikalische Heimat gefunden und sah sie, bzw. den Charakter der Gruppe, durch englische Texte gefährdet.
Wolfgang litt an der ganzen Situation. Ihm war klar, welches musikalische Potential in dieser Band steckte. Er meinte, dass es englischsprachige Bands wie Sand am Meer gab, man jedoch eine Band wie Elegant mit der Lupe suchen müsse.
Die Kurzsichtigkeit vieler Leute im Plattengeschäft bezüglich der Veredlung und späteren Verwertbarkeit eines solchen „Rohdiamanten“, aber insbesondere die Kurzsichtigkeit der eigenen Mitstreiter, ärgerte ihn immens. Er warf den anderen vor, nicht genügend Weitsicht und Durchhaltevermögen zu haben und das eigene Konzept zu verraten. Die Debatte bekam mit der Zeit etwas Unversöhnliches, obwohl einige Argumente Wolfgangs nicht von der Hand zu weisen waren. Und das tat durchaus seine Wirkung.
Die Band beschloss nach längerer Diskussion schließlich, die Angelegenheit noch einmal weitere Zeit zu überdenken und nahm sich vor, erst Ende des Jahres eine Entscheidung zu treffen.
Wenn jemand eine Reise tut
So lange sollte es dann jedoch nicht mehr dauern. Da in der Vorweihnachtszeit keine Konzerte und auch keine Übungstermine anstanden, fuhr Wolfgang, trotz der angespannten Situation und gegen den Rat der anderen drei, mit seiner Freundin in den Urlaub.
Zuvor hatte Rainer noch versucht, Wolfgang umzustimmen, um ihn zu veranlassen, in Berlin zu bleiben.
Gerade jetzt, wo so grundsätzliche Entscheidungen anstanden, fand er es keine gute Idee wegzufahren. Auch Michael versuchte, Wolfgang umzustimmen. Aber auch dieser Versuch misslang.
Rainer, Michael und auch Hansi hatten den Eindruck, als ob Wolfgang der Urlaub wichtiger wäre als die Band. Das führte zu einem Riss in der Gruppe. Bei jeder Gelegenheit sprachen die in der Mauerstadt verbliebenen über das Englisch-Deutsch- Thema und wägten die Vor- und Nachteile ab. Allerdings fehlte in dieser Diskussion jetzt der „Gegenpart“. Im weiteren Verlauf der Entwicklung sollte sich das für Wolfgang als Nachteil erweisen.
